Der Einsatz von KI-gestützten Tools wird in der qualitativen Sozialforschung seit einiger Zeit lebhaft diskutiert – zwischen methodischer Skepsis, pragmatischer Nutzung und der Suche nach neuen heuristischen Möglichkeiten. Nach einer kurzen Aufarbeitung zentraler Positionen der qualitativen Forschungscommunity zum Verhältnis von KI und rekonstruktiver Methodologie richtet der Vortrag den Fokus auf die besonderen Herausforderungen im Feld der Kriminologie sowie der Soziologie sozialer Probleme und sozialer Kontrolle. Hier stehen Forschende in besonderem Maße vor forschungsethischen Dilemmata: der Schutz hochsensibler Daten, die Gefahr von Bias und Reproduktion gesellschaftlicher Stigmata, sowie die Möglichkeit, dass wissenschaftliche Praxis selbst unbeabsichtigt Kontroll- und Überwachungslogiken verstärkt. Der Vortrag fragt daher nicht nur danach, was KI in der qualitativ-rekonstruktiven Forschung leisten kann – sondern ebenso, wo die method(olog)ischen und forschungsethischen Grenzen verlaufen.