Lynchgewalt ist eine besonders brutale Form der Selbstjustiz, die von Zivilisten ausgeübt wird. Das wissenschaftliche Interesse ist vor allem auf die
Lynchgewalt im Nachgang des US-amerikanischen Bürgerkriegs konzentriert. Doch diese Form der kollektiven Gewalt ist heute noch weit verbreitet, in
Ländern wie Indonesien, Südafrika oder Mexiko.
Mutmaßliche Hexen, Angehörige religiöser Minderheiten und Kleinkriminelle fallen dort immer wieder gewalttätigen Mobs zum Opfer. In diesem Vortrag
beleuchtet Enzo Nussio das Phänomen der Lynchgewalt in Lateinamerika anhand von neu erarbeiteten Ereignisdaten, Umfragen und qualitativer Feldforschung. Seine zentrale These ist, dass Lynchjustiz besonders dort vorkommt, wo der Staat schwach und lokale Gemeinschaften stark sind.