Menschenunwürdige Zustände in psychiatrischen Anstalten waren Ausgangspunkt der Psychiatrie-Enquête, die vor 50 Jahren vom Bundestag verabschiedet wurde.
Sie bedeutete den Beginn einer umfassenden Psychiatriereform und war gleichzeitig eine „Landkarte der Schande“ des damaligen Ist-Zustands
der psychiatrischen Versorgung in der BRD. In der ehemaligen DDR waren es die Rodewischer Thesen von 1963, die Einfluss auf die Entwicklung einer an
Gemeindenähe orientierten psychiatrischen Versorgung nahmen. Wie in den industrialisierten Ländern insgesamt setzte sich auch in beiden deutschen Staaten, wenn auch langsam und mit Hindernissen, die Umsetzung einer gemeindenahen Psychiatrie gegen die traditionelle Anstaltspsychiatrie und damit gegen die Ausgrenzung, Ausschließung und Stigmatisierung psychisch erkrankter Menschen durch.
Allerdings sind einige der Ziele, die in der Psychiatrie-Enquête als Empfehlungen formuliert wurden, immer noch (weit) von ihrer Verwirklichung entfernt.
Neue Themen, Fragestellungen und Herausforderungen kamen im Verlauf der letzten 50 Jahre hinzu. Ein prägnantes Beispiel ist die Entstehung und Weiterentwicklung der Selbsthilfe, verbunden mit der Forderung, Menschen mit psychischen Erkrankungen als Expert*innen in eigener Sache
anzuerkennen.